Übersetzungen

Dein Werk ist veröffentlicht, und jetzt möchtest du nach dem internationalen Markt greifen? Cool! Hier sammeln wir ein paar Tipps für die erfolgreiche Übersetzung.

Grundsätzlich muss man für eine Buchübersetzung drei Dinge übersetzen:

  1. Der Inhalt – also, was in dem Buch passiert, die Geschichte und Figuren;
  2. Den Schreibstil – also, in welchem Ton der Autor/die Autorin das Buch geschrieben hat; und
  3. Regionale bzw. kulturelle Eigenheiten, die in der Zielsprache nicht verstanden werden

Leider ist das Handarbeit - oder man bezahlt dafür professionelle Übersetzer*innen1.

Automatische Übersetzungen funktionieren nicht.

Vielleicht möchtest du Zeit sparen oder bist in der Zielsprache selbst nicht fit: viele Übersetzungstools wie z.B. DeepL versprechen hochqualitative Übersetzungen. Leider sind diese für Romanübersetzungen noch immer nicht gut genug – auch nicht als Startpunkt.

Sehen wir uns dazu mal ein Beispiel an2. Der folgende Ausschnitt findet in einem kleinen Geschäft in der Wiener Innenstadt an einem Samstag kurz vor elf Uhr statt; der Laden schließt normalerweise Samstags um zwölf.

Er schaute auf seine Uhr und kratzte sich kurz am Kinn. »Aber ich will mal nicht so sein. Wenn wir uns aufteilen dann könnten wir es schaffen bis wir schließen. Wie viel wollen Sie denn ausgeben?«

»Geld spielt keine Rolle, solang Sie Euro akzeptieren«, sagte ich trocken. Ich hatte mir schon oft vorgestellt, wie ich diesen Satz einmal sagen würde, aber in meiner Fantasie stand ich dabei mit einer schwarzen Kreditkarte in der Hand in einem Pariser Modegeschäft, wo mir etwas auf den Leib gezimmert wird. Falls es hier Kleidung gab, fiel die garantiert eher in die praktische Kategorie.

Eduard Hopfbauer sah mich vollkommen ernst an. »Na, tut mir leid, Euro nehmen wir nur mittwochs.«

Die Gesichter der anderen waren entsetzt. Ich hingegen unterdrückte ein Grinsen, denn mir war natürlich klar, dass das vollkommener Blödsinn war. Wortlos nahm ich mir einen der Mini-Visitenkartenkalender, die auf dem Tresen lagen, kramte einen Stift aus meiner Handtasche und malte ein großes M über jedes Sa und umgekehrt. Triumphierend hielt ich Herrn Hopfbauer das Ergebnis unter die Nase. »Da haben wir aber grad noch mal Glück gehabt!«

Übersetzt man diesen Text direkt mit z.B. DeepL auf Englisch, erhält man folgendes:

He looked at his watch and scratched his chin briefly. “But I don’t want to be like that for once. If we split up then we could make it until we close. How much do you want to spend?”

“Money doesn’t matter, as long as you accept euros,” I said dryly. I had often imagined myself saying this sentence one day, but in my imagination I was standing there with a black credit card in my hand in a Parisian fashion store, having something tailored to my body. If there were clothes here, they were guaranteed to fall more into the practical category.

Eduard Hopfbauer looked at me completely seriously. “Well, I’m sorry, we only take Euros on Wednesdays.”

The faces of the others were horrified. I, on the other hand, suppressed a grin, because I was of course aware that this was complete nonsense. Wordlessly, I grabbed one of the mini business card calendars lying on the counter, dug a pen out of my purse, and drew a capital M across each Sa and vice versa. Triumphantly, I held the result under Mr. Hopfbauer’s nose. “We’ve just had a stroke of luck!”

Verglichen mit unseren drei Zielen (Inhalt, Stil, regionale Eigenheiten) stellen wir fest:

  • Der Inhalt wurde gut übersetzt, man versteht, worum es in dem Ausschnitt geht.
  • Der Schreibstil ist komplett verloren gegangen, der übersetzte Text liest sich trocken und steril.
  • Die regionale Eigenheit – hier, der Wiener Schmäh – wurde in der Übersetzung als bekannt vorausgesetzt.

Gerade regionale Eigenheiten können hier auf Lesende aus anderen Kulturkreisen sehr fremd wirken – so, wie man in DACH nicht voraussetzen kann, dass man die Regeln von Cricket kennt, können wir nicht voraussetzen, dass in Australien beispielsweise der Wiener Schmäh bekannt ist3.

Eine manuelle Übersetzung könnte beispielsweise so aussehen:

Grudgingly, he looked at his watch and scratched his chin. “Well then, seems to be your lucky day. If we split up, I guess we can make this happen until we close. What’s your limit?”

“Money ain’t no object, as long as you’re fine with euros”, I replied smugly. I often imagined using this phrase, but usually, I imagined myself being in some upper class fashion store in Paris. The ones where everything gets tailored to the customer, obviously. If this store did sell clothing at all, I wouldn’t be surprised if it was of the more practical sort.

Eduard Hopfbauer looked at me with the most serious face. “I’m sorry, but we only accept euro on Wednesdays.”

The others gasped silently. I, however, tried my best to contain the smug grin that wanted a place on my face. I knew that what Mr. Hopfbauer just said was complete and utter bullshit – Vienna, as I love it. With an equally serious face I took one of those business card calendars from the display on the counter and drew a big W over every Sat and vice versa. Once I was finished, I let my grin loose and presented the modified card to Mr. Hopfbauer.

“I guess you’re right. Today’s our lucky day!”

Analysieren wir einmal die Unterschiede der beiden Varianten:

  • Phrasologie:
    • “Money ain’t no object” vs. “Money doesn’t matter” – Ersteres ist hier korrekt, zweiteres nur verständlich.
    • “How much do you want to spend” vs. “What’s your limit?” – Das hat hier vor allem Einfluss auf die Distanz des Gesprächs; das erste ist sehr formell, das zweite eher lustig, nett, näher; fast fake-freundlich. Das passt zu dem Gespräch deutlich besser, vor allem, weil danach der Witz kommt.
    • “But I don’t want to be like that for once” Ist so ein deutsches Sprichwort, und fühlt sich nach super seltsam an, wenn man es auf Englisch übersetzt, weil man dadurch ein Germanism produziert.
  • Regionale Eigenheiten:
    • Im Deutschen funktioniert der Witz, weil Herr Hopfbauer übertrieben Generös mal nicht so ist und dann leider, leider die Zahlung nicht hinhaut. Im Englischen brauchen wir ein anderes Setup, weil diese Subtilität so nicht funktioniert. Man kann aber dasselbe erreichen, wenn man die Punchline an den Setup anpasst, und mit “lucky day” spielt.

Wir sehen also, dass wir für Übersetzungen deutlich generöser den Geist des Textes übersetzen müssen, statt uns Wort-für-Wort entlang zu hangeln.

Am Ende des Tages musst du natürlich selbst wissen, wie du übersetzt. Sei dir aber bewusst, dass man Tool-Übersetzungen immer merkten wird und dein eigener Schreibstil dabei verloren geht.


  1. Vorsicht bei Übersetzungsdiensten von Fiverr. Manche, besonders bei sehr günstigen Angeboten, übersetzen nicht selbst, sondern lassen den Großteil von Tools erledigen. Das schlägt auf die Qualität. ↩︎

  2. Aus: Normale Mädchen mit normalen Hobbies - Katharina Bogad, noch unveröffentlicht ↩︎

  3. Das funktioniert schon in Norddeutschland eher schlecht. ↩︎